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Das Würgehalsband


Heute hatte ich die zweite Trainingsstunde mit einer netten Dame. Sie hat leider einen Hund, der so gar nicht zu ihr passt. Zu jung, zu ungestüm, zu groß, zu kräftig, zu energiegeladen, zu anspruchsvoll. Und vollkommen unerzogen. Da stimmen weder die Kräfteverhältnisse noch die Ansprüche des Hundes an die Halterin und was die Halterin dem Hund bieten kann und will. In der ersten Stunde sprach die Halterin darüber, dass sie den Hund zeitweise abgeben wollte. Dankbar nahm ich das Thema auf und fragte vorsichtig nach, wie sie mittlerweile dazu steht. Denn das wäre meiner Ansicht nach das einzig Richtige. Nein, keinesfalls. Der Hund bleibt. No matter what. Gut, dann packen wir’s an. Nachdem die Halterin bereits mehrere Verletzungen hatte und auch aktuell hat durch Situationen, in denen sie von ihrem Hund umgerissen wurde, war es das erste und oberste Ziel, dafür zu sorgen, dass sie ab sofort ihren Hund in kritischen Situationen gut halten kann, ohne umgerissen zu werden. Der Hund wird derzeit am Halsband geführt. Wir sprachen die ganze erste Stunde über alternative Führtechniken. Halti oder Geschirr mit Brustring. Halti wollte sie nicht. Hatte sie schonmal probiert. „Hat nicht funktioniert“. Ich erklärte, dass der Hund ja erstmal ans Halti gewöhnt werden muss und man dann die Führtechnik TRAINIEREN muss. „Nein, das funktioniert nicht.“ Na gut. Also alternativ ein Geschirr. Ich habe Jaras Geschirr geholt, es passte der Hündin zufällig wie angegossen. Karabiner an der Brust und am Rücken eingehakt. Und schwuppdiwupp konnte die Halterin den Hund wunderbar halten. Sie konnte entspannt stehen bleiben, wurde nicht mehr rumgezerrt, fiel nicht mehr hin, prima. Die Hündin war auch direkt ruhiger, nachdem Frauchen nicht mehr panisch rumschrie aus Angst, wieder hinzufallen. Ich habe ihr das Geschirr ausgeliehen und drum gebeten, sie möge dies bis zur nächsten Stunde nutzen und ein eigenes kaufen. Heute kam sie zur zweiten Stunde. Drückte mir mürrisch das Geschirr in die Hand und meinte, so ein Ding würde sie nicht kaufen. „Warum nicht?“ „Na, weil das nicht so hübsch aussieht am Hund.“ :-O Ah. Okay … :-O (Ernsthaft???) „Dann müssen wir aber eine andere Möglichkeit finden, dass Sie ihren Hund gut halten können, wenn er austickt. Denn irgendeine Notlösung brauchen wir, um die Zeit zu überbrücken, die das Training dauern wird. An oberster Stelle steht, dass keine weiteren Unfälle passieren. Wären wir also wieder beim Halti …“ „Nein, Halti will ich nicht, das funktioniert nicht.“ Sie würde jetzt ein Kettenhalsband kaufen. „Nun ja … ob Lederhalsband oder Kettenhalsband, ist egal … Sie können Ihren Hund nicht halten am Halsband.“ „Doch, das zieht sich doch zu.“ „Mooooment mal. Sie meinen …. Ein WÜRGEHALSBAND?“ „Ja, natürlich.“ Ich habe tief Luft geholt: „Gut, wenn Sie ein Würgehalsband nutzen wollen, dann sind Sie bei mir falsch. So arbeite ich nicht.“ „Warum nicht?“ „Ich füge Hunden keine Schmerzen zu.“ „Warum nicht?“ Ernsthaft? Hat sie mich das gerade ernsthaft gefragt? Ja. Es war ihr voller Ernst. „Nein, ich füge Hunden keine Schmerzen zu, ich arbeite nicht über Gewalt, wenn Sie das wollen, sind Sie hier falsch, und wir beenden das Training jetzt und hier.“ Es folgte eine längere Diskussion, in der ich klipp und klar erklärte, dass und warum das NEVER EVER eine Option ist. Dass ich überhaupt so lange erklären musste, hat mich schockiert. Mit welcher Selbstverständlichkeit sie von mir verlangte, ihren Hund durch Schmerzen zu brechen. Mit welcher Vehemenz alle meine Vorschläge abgeschmettert wurden. Ich fasse es nicht. Irgendwie haben wir uns in dem Gespräch zusammengerauft, und sie will es weiter mit meiner Hilfe versuchen. Ob ich erfolgreich sein werde und dem Hund helfen kann? Ich weiß es nicht. Ich versage so oft. Bei solchen Menschen. Die Lust und Selbstverständlichkeit, einem wehrlosen Lebewesen weh zu tun, siegt so oft. Ohne mich. Wenn du so mit deinem Hund umgehen willst, komm bitte einfach nicht zu mir. Ich werde dir dabei nicht helfen. Wenn du Hilfe willst und annimmst und Lösungen willst, dann komm zu mir. Ich tue wirklich alles dafür, eine gute Lösung für dich und deinen Hund zu finden. Aber deinen Hund quälen? Geht’s noch?

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