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Ruhetraining

Wer bei mir im Training ist, weiß, dass ich viel Wert auf Ruhe, Entspannung und Frustrationstoleranz lege. Auch in meinen Gruppenstunden "nerve" ich die Teilnehmer immer wieder mit Ruheübungen. Diese Ruheübungen sehen nach außen hin extrem unspektakulär aus, sind aber - insbesondere für junge oder sehr impulsive Hunde - enorm wichtig.

Wenn Ihr Euch wünscht, dass Euer Hund Euch gelassen und ohne negativ aufzufallen im Alltag begleitet, ist es unerlässlich, dass er lernt, in allen möglichen Situationen zur Ruhe zu kommen.

Natürlich ist es wichtig, dass Hunde ein angemessenes Maß an körperlicher und geistiger Auslastung bekommen und wichtige Signale des Grundgehorsams wie z.B. sitz/platz, einen sicherern Rückruf, Gehen an lockerer Leine usw. lernen. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass sie lernen, dass es Situationen gibt, in denen einfach mal nichts passiert und sie sich ruhig zu verhalten haben - und zwar ohne dafür ein Signal wie z.B. "platz" zu bekommen.

Wenn Ihr z.B. Euren Hund mit in ein Restaurant nehmt und möchtet, dass Euer Hund ruhig unter dem Tisch liegt, dann habt Ihr im Grunde zwei Möglichkeiten:

1) Ihr sagt Eurem Hund, dass er unter dem Tisch "platz" machen soll.

2) Oder Euer Hund erkennt die Situation als Ruhe-Situation, legt sich von selbst hin und ruht oder schläft. Dies erreicht Ihr durch das erwähnte Ruhetraining.

Der Nachteil an der ersten Möglichkeit ist, dass Ihr erst einmal das Signal "platz" sehr gut trainieren müsst. Und bis Ihr so weit seid, dass Euer Hund eine Stunde am Stück platz machen kann in ablenkungsreicher Umgebung, müsst Ihr recht lange trainieren. Die Gefahr, dass Ihr Euch Euer Platz-Signal ein Stück weit kaputt macht in solch einer Situation, ist ziemlich groß. Es artet schnell in "Platz, platz, plaaaatz habe ich gesagt, verd*** nochmal, na gut, dann steht halt!" aus. ;-)

Ein weiterer Nachteil ist, dass Euer Hund nicht abschalten kann, wenn er von Euch den Auftrag bekommt, Platz zu machen. Er muss sich konzentrieren und bleibt außerdem in einer Erwartungshaltung (Wann kommt das Auflösesignal oder ein anderes Kommando? Wann kommt die Belohnung?). Ihr selbst müsst ständig auf den Hund schauen, um ihn immer mal wieder zu belohnen oder um ihn punktgenau zu korrigieren, wenn er ohne Auflösesignal aufsteht.

Und eigentlich wollt Ihr doch einfach nur ins Restaurant gehen, das Essen und nette Gespräche genießen und Euch nicht permanent mit Eurem Hund beschäftigen müssen, oder?

Ebenso geht es Eurem Hund besser, wenn er nicht stundenlang konzentriert Aufgaben ausführen muss, sondern wenn er Euch einfach begleiten und sich dabei entspannen und auch mal abschalten kann.

Und wie schafft Ihr das nun, dass Euer Hund zu einem angenehmen Begleiter wird, der sich in Alltagssituationen, in denen er nicht "bespaßt" wird, abschalten und entspannen kann und der sich auch bei Ablenkungen zurücknehmen kann und nicht auf jeden Reiz reagieren muss?

Erstens:

Euer Hund lernt, dass die auf dem Boden liegende Leine Ruhe und Entspannung bedeutet. Dazu bleibt Ihr z.B. während des Spaziergangs einfach mal für ein paar Minuten stehen, stellt Euch auf die Leine und ignoriert jegliches Verhalten (Hüpfen, Bellen, Fiepen usw.) Eures Hundes. Kommt dabei selbst zur Ruhe, entspannt Euch, atmet tief ein und aus und strahlt Gelassenheit aus.

Bei manchen Hunden braucht man dafür Nerven wie Drahtseile, deshalb macht diese Übung erst einmal in einfachen, ablenkungsfreien Umgebungen und auch nicht unbedingt direkt zu Beginn des Spaziergangs, wo Euer Hund noch voller Tatendrang ist. Die Schwierigkeit wird dann nach und nach langsam erhöht.

Wichtig: Ihr gebt eurem Hund KEIN Kommando, und Ihr reagiert NICHT auf aufmerksamkeitsheischendes oder frustriertes Verhalten. Euer Hund ist Luft für Euch, und Ihr strahlt Ruhe aus. :-) Wenn Euer Hund ruhig wird und sich nach und nach vielleicht hinsetzt oder hinlegt, dürft Ihr dies mit ruhigen Worten loben (NICHT mit Futter belohnen!).

Nachdem sich Euer Hund entspannt hat, bleibt ihr noch ein Weilchen stehen, nehmt dann die Leine ruhig auf und geht ebenso ruhig weiter.

Bald wird es nicht mehr nötig sein, dass Ihr die Leine mit dem Fuß fixiert, sondern es wird ausreichen, sie auf den Boden fallen zu lassen.

Zweitens:

Ihr seid so weit, dass Euer Hund schnell zur Ruhe kommt, sobald seine Leine am Boden liegt? Super, damit habt Ihr bereits viel geschafft. Weiterführend könnt Ihr Eurem Hund jetzt noch beibringen, an Ort und Stelle auf Euch zu warten, auch wenn Ihr Euch von ihm entfernt. Zusätzlich zur auf dem Boden liegenden Leine legt Ihr ihm dafür irgendeinen Gegenstand, der nach Euch riecht, hin. Z.B. Eure Jacke, ein Schal, eine Tasche, Schlüsselbund etc. Dieser Gegenstand markiert für ihn die Stelle, an der er warten soll. Diesen Bereich um den Gegenstand herum vermittelt Ihr Eurem Hund als Zone, in der er sicher ist und entspannen kann. Alles außerhalb ist "verbotenes Land". Auch hier arbeitet Ihr komplett ohne Signale (Kommandos).

Wie genau Ihr dies trainiert, ist - wie so oft - individuell vom einzelnen Hund abhängig.

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